Bios schafft es trotz Vertrages nicht, in Dänemark die vereinbarten Rettungsdiensleistungen zu gewährleisten. Das sei nicht die eigene Schuld, sagt das Unternehmen.
Seit 1. September 2015 sollen die Rettungswagen des niederländischen Unternehmens Bios Ambulance Service die lebenswichtigen Ambulanzdienste in Süddänemark sichern. Doch bis heute kann der Dienstleister seine vertraglich vereinbarten Verpflichtungen nicht erfüllen. Selbst hohe Geldprämien konnten nicht die erforderliche Anzahl an Mitarbeitern anlocken. Die vertraglichen Versäumnisse seien aber nicht die eigene Schuld, lässt die Bios-Leitung die Region Süddänemark jetzt in einem Brief wissen, berichtet „Jydske Vestkysten“. Das Problem der Unterversorgung liege am Mangel an Fachkräften, die die Region nicht geliefert habe, sagt der Konzern – und plädiert angesichts eines anstehenden Millionen-Bußgeldes auf höhere Gewalt.
Bios will im gesamten Bereich Süddänemark ein neues Organisationssystem aufbauen, doch verhärtete Strukturen, Misstrauen und Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen verhindern einen erfolgreichen Markteintritt. Niederländischen Berichten zufolge will das Unternehmen auch in Deutschland und den USA expandieren. |
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Zu gewissen Zeitpunkten hat es in der jüngeren Vergangenheit nur acht bis neun einsatzfähige Krankenwagen in von Zentralkrankenhäusern geprägten, weitläufigen Dreiecksregion Süddänemark gegeben. Auf Fünen hatten sich deshalb die Reaktionszeiten verlängert. Allein für das erste Quartal müsste Bios aufgrund der Versäumnisse 10 Millionen Kronen Konventionalstrafe zahlen.
Seit einigen Tagen erscheinen die Ausflüchte der verzweifelt nach Personal suchenden Niederländer zunehmend in einem anderen Licht. In einem sogenannten Bedenklichkeitsbericht hatte die Konkurrenz- und Verbraucherbehörde Indizien dafür gefunden, dass der vorherige Betreiber Falck – der bei der Ausschreibung 2014 vom Billig-Anbieter Bios ausgestochen worden war – durch seine marktbeherrschende Stellung unreguläre Marktbarrieren aufgebaut habe.
Falck soll demnach seine in weiten Teilen Dänemarks monopolartige Stellung (über 85 Prozent Marktanteil) im Ambulanzbereich zu wettbewerbsverzerrenden Machtspielen ausgenutzt haben. Bios' Anwerbung von neuen Rettungskräften soll behindert worden sein, zum Teil mit gestreuten Gerüchten über die Arbeitsbedingungen, berichtete der Sender „DR Fyn“. Überdies sollen mehr Rettungskräfte angeworben worden sein, als eigentlich benötigt wurden, um den Konkurrenten zu schwächen.
Falck-Chef Allan Søgaard Larsen dementierte die Andeutungen im Bericht und versicherte, dass man sich nichts habe zu Schulden kommen lassen. 336 Rettungssanitäter, die sich geweigert hatten, von Falck zu Bios zu wechseln, unterzeichneten am Montag einen offenen Brief, um den Arbeitgeber aus der Schusslinie zu holen. Die Angaben des Berichtes entsprächen nicht der Wahrheit und man sei zu nichts gezwungen worden, heißt es darin. 600 Rettungskräfte hätten sich mit einem Wechsel beschäftigt, doch aus diversen Gründen für einen Verbleib bei Falck entschieden. Die Hinterfragung der Arbeitsbedingungen stehe jedem offen, oft habe die empfundene Arbeitsplatzsicherheit oder einfach das Bauchgefühl entschieden, heißt es in dem Brief.
Der Regionsrat hat nach einer Sitzung am Montag beschlossen, die Angelegenheit auf den Treffen am 23. Mai zu vertagen. Dann soll eine Entscheidung getroffen werden, ob man Bios zur Zahlung der vollen Strafe verdonnern will, oder ob man sich eine Teilschuld einräumt. Für den Dienstleister könnte es bereits existenziell werden, glaubt man den Gerüchten.
Mit Material von „Jydske Vestkysten“ und „der Nordschleswiger“