Attentat auf Ex-Doppelagenten : Anschlag auf Skripal: Das Gift war möglicherweise im Koffer seiner Tochter versteckt
Die britische Zeitung „The Daily Telegraph“ berichtete am Freitag über ein mögliches Versteck des Nervengifts.
Salisbury | Das für das Attentat auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal verwendete Nervengift ist möglicherweise im Koffer seiner Tochter versteckt worden. Davon gingen Geheimdienstkreise aus, berichtete die britische Zeitung „The Daily Telegraph“ am Freitag.
Die extrem gefährliche Substanz Nowitschok wurde demnach bei einem Aufenthalt von Yulia Skripal in Moskau heimlich in ihrem Koffer deponiert – in einem Kleidungsstück, einem Kosmetikprodukt oder einem Geschenk. Als sie anschließend ihren Vater in Großbritannien besuchte, soll sie dem Bericht zufolge unwissentlich das Gift freigesetzt haben. Eine klare Quelle nannte die Zeitung aber nicht.
Premierministerin Theresa May hatte am Donnerstag Salisbury besucht, um mit Polizei, Rettungskräften und Anwohnern zu sprechen und sich über den Gesundheitszustand der Opfer zu informieren. Eine offizielle Stellungnahme, wie es den beiden geht, gab sie aber nicht ab.
Das Nervengift Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion produziert. Daher glaubt London, dass Moskau hinter dem Attentat steckt. Russland wies die Vorwürfe vehement zurück. Deutschland, Frankreich und die USA stellten sich hinter Großbritannien. Am Freitag sicherte der australische Premierminister Malcolm Turnbull in einem Telefonat May Rückhalt zu, wie Downing Street mitteilte.
Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, warnte vor einer vorschnellen Verurteilung Moskaus. Auch mafia-ähnliche Banden in Russland könnten für die Tat verantwortlich sein, sagte er in Interviews. Ein „neuer kalter Krieg“ müsse verhindert werden. Für seine Äußerungen wurde Corbyn auch in der eigenen Partei kritisiert.
Russland hofft auf eine Aussage Skripals
Russland setzt bei den Untersuchungen auf eine mögliche Aussage des Opfers. „Warum fragen wir nicht einfach den Betroffenen selbst, wenn es ihm hoffentlich besser geht“, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Freitag in Astana. „Wahrscheinlich kann er am ehesten Aufschluss über vieles geben, was an jenem Tag passiert ist, als die Tragödie geschah.“
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